Das Gesellschafts-System

Der Kabaka

Oft wird dieser Titel, für den es keine spezielle weibliche Form gibt, mit Herrscher übersetzt, doch diese Übersetzung trifft die Sache nur wenig. Zumindest ist der Kabaka kein Herrscher im üblichen Sinn, im Großen und Ganzen ist er lediglich eine Repräsentationsfigur, obwohl er auch einige wichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Zumindest Aufgaben, die den Korossianern wichtig erscheinen, wobei man sagen muß, daß schon die Repräsentation für die Waldleute eine andere Bedeutung hat als für die meisten anderen Magiraner. Der Kabaka repräsentiert nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor dem Vater des Regenbogens. Er gilt sozusagen als Vertreter aller Menschen vor den Augen des Schöpfers. Deshalb legt man auch großen Wert darauf, daß es sich bei ihm/ihr immer um eine tadellose Person handelt.

Der Kabaka wird nach dem Tod oder auch nach dem Rücktritt seines Vorgängers anläßlich des Jahresfestes vom Lukiko gewählt und muß von dem anwesenden Volk bestätigt werden. Man verlagt von ihm, daß er, was Neutralität und Objektivität angeht, die anderen Ratsmitglieder noch übertrifft. Um dies zu gewährleisten muß ein gewählter Kabaka seine Heimatsippe verlassen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, einen Mann oder eine Frau zu wählen, die ursprünglich von Außen kommt und daher weniger Bindung an eine einzelne Sippe hat. So ist auch Bunabura, der derzeitige Kabaka, von Geburt Ranabarer, der erst später von Korossianern aufgenommen wurde.

Der Kabaka ist auch der einzige Korossianer, der nicht mit seiner Sippe von Lager zu Lager zieht, sondern ein seßhaftes Leben führt. Er lebt am heiligen Platz des Festes, begleitet lediglich von seiner Familie. Weiterhin muß der Kabaka des Heilens kundig sein, die Kekinowin und Wampume lesen können. Er kennt den Sinn und die Bedeutung der Rituale und ist für deren Einhaltung verantwortlich.

Die weltlichen Aufgaben des Kabakas

Da ist zuerst der Vorsitz im Lukiko, dem er auch automatisch als stimmberechtigtes Mitglied angehört. Sollte der Fall eintreten, das Stimmengleichheit herrscht, so entscheidet die Stimme des Kabakas. Zudem ist er verantwortlich für die Durchführung des großen Jahresfestes. Dieses Fest findet immer im Schlangenmond statt und dauert vom Beginn des Vollmondes bis zum Eintreten der Neumondphase. Es ist das Ereignis im abwechslungsreichen Jahresrhythmus der Korossianer, an dem alle Sippen teilnehmen. Bei diesen Festen ist es eine der erfreulichsten Pflichten des Kabakas, die Korossianer zu ehren, die sich um das Volk verdient gemacht haben. Diese Zurschaustellung von Leistung ist zwar sonst bei den Korossianern nicht üblich, doch hier, eingebunden in die heiligen Riten, soll es den Jungen als Beispiel dienen und sie so auffordern, es den Geehrten gleichzutun.

Im unregelmäßigen Abstand von einigen Jahren wird auch die höchste Ehre vergeben, denn nur nach besonderen Taten, für das Wohlergehen des Volkes, erhält ein(e) Bakungu das Recht, eine eigene Sippe zu gründen. Damit wird er auch in den inneren Zirkel des Lukiko aufgenommen und zählt somit zu den Vertrauten/Stellvertretern des Kabakas. Bei dem Amt des Kabakas gibt es eine Besonderheit für den Kriegsfall. Da in dieser Situation die politische Struktur zu träge wäre, übernimmt der Kabaka im Fall eines Angriffes wirklich die Herrschaft und damit den Oberbefehl über das Heer, das dann zusammengestellt wird. Da es sich bei dem Kabaka fast nie um eine kriegerische Person handelt, das würde den Vorstellungen der Korossianer von ihrem Kabaka widersprechen, beruft er einige Männer, meist berühmte Jäger oder alte Veteranen zu Feldherren. Diese haben aber ihr Amt nur so lange inne, so lange der Krieg dauert. Im Frieden werden sie entlassen und kehren zu ihren Sippen zurück.

Das Heim

Wie schon geschrieben, lebt der Kabaka mit seiner Familie am heiligen Ort des Festes, im Westen von E'lil, am Fuße der Mutter der Berge, wie das Gebirge in Hondanan seit alters her genannt wird. Dort lebt die kleine Gemeinschaft von ungefähr zwanzig Personen in einem fest gebauten Dorf. Im Herzen dieses Dorfes befindet sich ein Platz, auf dem eine Art Rathaus und weitere "öffentliche Gebäude" stehen. Dieser Platz spielt im Leben der Korossianer eine zentrale Rolle. So finden dort alle wichtigen Beratungen des Lukikos statt und hier werden alle wesentlichen religiösen Zeremonien vollzogen. Das Leben des Kabakas und seiner Familie unterscheidet sich sonst nicht wesentlich vom Leben eines anderen Korossianers. Die meiste Zeit ist die Gemeinschaft damit beschäftigt, ihren Lebensunterhalt zu fristen, denn sie leben genauso autark, wie die anderen Sippen von Korossos.

 

Der Lukiko

Wie wohl jeder weiß, leben die Korossianer weitverstreut in den Wäldern von Ish. Allein schon diese Tatsache legt nahe, daß man in Korssos eine besondere Form der "Regierung", der gesellschaftlichen Organisation entwickelt hat. Tatsächlich gibt es keinen absoluten Herrscher, keine ständigen Gremien, keine staatlichen Einrichtungen wie ein stehendes Heer, ja es existiert nicht einmal Landbesitz. Das Gesamtvolk teilt sich auf in Familien, Stämme und Sippen. Unter diesen Umständen kann es sich beim Lukiko nicht um eine ständige Einrichtung handeln, sondern um ein Gremium, das in Regel nur an dem großen Jahresfest zusammentrifft. Lediglich bei ganz dringenden Fragen tritt er auch im Laufe des Jahres zusammen. Eine andere Regelung gilt für den Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung, denn dann tagt ein Teil des Lukiko ständig. Da die Korossianer aber ein überaus friedliches Volk sind, kommt dieser Fall praktisch nie vor.

Die Zusammensetzung des Rates könnte man im weitesten Sinne eine föderalistische Struktur nennen, den die Mitglieder des Rates werden von den verschiedenen Stämmen entsandt. Die meisten Stämme wählen ihre Ratsmitglieder auf lebenslänglich, doch gibt es auch einzelne Gruppen, die ihre Lukikomitglieder von Jahr zu Jahr neu bestätigen. Doch auch bei ihnen ist es so, daß ein und dieselbe Person lange Jahre das Amt inne hat, wenn nicht sogar bis zum Tod. Da die Zahl der Stämme von Jahr zu Jahr wechselt, kleinere Stämme schließen sich zusammen, große Stämme spalten sich auf, oder man wechselt die Sippe, schwankt auch die Größe des Lukikos. in der Regel liegt die Zahl der Ratsmitglieder bei Fünfzig.

Eine besondere Funktion haben die Batangolen (Edle) mit eigener Sippe inne. Sie sind die engsten Berater des Kabakas und auch dessen Stellvertreter, wenn dieser verhindert ist, Krankheit oder plötzlicher Tod. Dabei ist zu beachten, daß dieser innere Zirkel des Lukiko Beschlüsse nur einstimmig fassen darf und sich auch sonst besonders eng an die "Gesetze" des Volkes halten muß.

Die Aufgaben des Lukiko sind sehr vielfältig, doch im wesentlichen lassen sie sich alle in drei Bereiche einordnen: Feste (Ritualien), Vertretung nach Außen und Rechtsprechung. Die Vertretung nach Außen entspricht dem, was man auch von anderen Regierungen gewöhnt ist, also vor allem Verträge, die Schaffung von Rahmenbedingungen, die das Leben der Korossianer sichern.

 

Die Rechtsprechung

Obwohl es in Korossos eine Alltagsschrift gibt, um mit anderen Völkern verhandeln zu können, sind die Korossianer nie dazu übergegangen, Gesetze in dieser Form schriftlich zu fixieren. Vielmehr halten sie an ihren Kekinowin und Wampme fest. So besteht die Aufgabe des Lukiko darin, von Fall zu Fall neu zu entscheiden. Dabei kommt ihm aber lediglich ein gewisses Gewohnheitsrecht zu Hilfe, das aber keinen absoluten Anspruch auf Befolgung erhebt. Streit und Hader innerhalb einer Sippe, Ehescheidungen und Ähnliches wird auch intern in der Sippe behandelt. Nur wenn ein Fall die Kompetenz des Sippenrates überschreitet, das heißt, daß dieser ihn nicht entscheiden kann, wird er der Gesamtheit des Lukiko vorgetragen. Dabei handelt es sich vor allem um Auseinandersetzungen von Familien, Stämmen oder ganzen Sippen um die Nutzung des Bodens. Wohlgemerkt, dabei geht es lediglich um das Nutzungsrecht, denn Landbesitz ist bei den Korossianern unbekannt.

Eine Verhandlung spielt sich folgendermaßen ab: die betreffenden Parteien treten auf und stellen den Fall je nach ihrer Sicht dar, dann folgen eventuell Nachfragen des Rates. Daraufhin beginnt der Rat die öffentliche Beratung und entscheidet am Ende mehrheitlich über den Fall. Erstaunlicherweise ist kaum ein Fall bekannt, daß eine der Parteien gegen ein Urteil des Lukiko protestierte oder es gar nicht befolgte. Umso erstaunlicher, da es keine Ordnungsmacht gibt, die für die Einhaltung der Urteile sorgen könnte. Diese Tatsache läßt sich nur mit dem ungeheuren Ansehen begründen, das der Rat unter dem Volke genießt. Dieses Ansehen hat er sich durch seine völlige Unbestechlichkeit und seine sprichwörtliche Objektivität verdient.

 

Die Strafen

Verurteilungen im Sinne von Bestrafungen sind sehr selten. Meist greift der Rat nur schlichtend ein und spricht Recht. Vergehen, die eine Bestrafung zur Folge haben sind: Totschlag, Vergewaltigung, Diebstahl, egal ob es sich dabei um Gemeinschafts- oder Privateigentum handelt und Mißhandlung.

Auf Totschlag und Vergewaltigung steht die Todesstrafe. Dabei bekommt die Person einen Brei aus den Früchten des Macrozamia zu essen und wird danach aus dem Volksverband verstoßen. Das Gift dieser Frucht beginnt schon nach wenigen Augenblicken zu wirken, es tritt ein sich steigernder Erschöpfungszustand ein, der spätestens nach zwei Tagen zum Herzstillstand führt.

Diebstahl und Mißhandlungen werden in schweren Fällen mit der einfachen Verbannung bestraft. Die Verbannte Person muß das Gebiet des Volkes verlassen und darf bei Androhung der Todesstrafe das Land nie oder erst nach einer bestimmten Zeit betreten.

Das religiöse Leben der Korossianer

Oft hört man von angeblichen Kennern des Volkes, die Korossianer kennen keine Götter, die Waldleute wären Atheisten oder schlimmeres. Diese Behauptung zeugt bei freundschaftlichster Auslegung von einer völligen Nicht- bzw. einer höchst oberflächlichen Kenntnis der Geisterwelt der Korossianer. oft aber handelt es sich bei diesen oder ähnlichen Äußerungen um pure Boshaftigkeit, die man vor allem im Kreise von bekehrungswütigen Priestern irgendwelcher obskurer Gottheiten findet.

Tatsächlich ist es so, daß die Korossianer selten oder nie einen Gottesnamen im Munde führen. Aber wir haben einen Gott. Doch diesen Hochgott haben wir nie einen Namen gegeben. Wozu auch, wenn es nur den einen gibt. Dieser Gott hat nun am Anfang der Zeit, als die Materie tot und leer durch das Nichts trieb, alles Leben hervorbrachte. Hier auf Magira gab er allen Pflanzen und Tiere ihren festen Platz und ihre Aufgaben in ewigen Kreislauf von Leben und Tod. Den Menschen aber schuf er, damit er über die belebte Natur wache und sie pflegte. Nach getaner Arbeit zog sich Gott zurück in den unendlichen Raum zwischen den Himmelslichtern, um von dort aus Wache zu halten über seine Schöpfung. So weit ist er vom irdischen Dasein entfernt, daß er sich nicht um jedes Einzelwesen kümmern kann, auch nicht um die in seinen Augen unbedeutenden Wünschen der Menschen. Was ihn wirklich bekümmert, das ist das Gleichgewicht in der Natur. Sollte einer es wagen dies zu stören, dann greift er mit aller Macht ein und vernichtet die hochfahrenden Geschöpfe durch ihren eigenen Übermut. So ist es leicht zu verstehen, daß die Korossianer nur selten von ihm reden. Lediglich bei hohen Festen oder der Unterweisung der Kinder werden die alten Sagen rezitiert, die von seinem Schöpferwirken handeln. Doch für Opfer und Gebete steht er einfach zu hoch über den Menschen, seinen Geschöpfen. Einen Namen hat man ihm aber doch beigegeben, Vater des Regenbogens. Denn für uns naturverbundene Menschen ist der Regenbogen sein Zeichen, stellt er doch eine Verbindung her zwischen dem lebensspendenden Regen, der Wärme und der Licht verbreitenden Sonne. So spricht ein Korossianer nur bei einer Gelegenheit ein Gebet zu ihm, beim Erscheinen des farbigen Himmelszeichen, zum Dank für die Gaben Gottes.

Viel näher als dieser Hochgott aber steht uns die belebte Natur selbst, und dabei ist belebt ganz wörtlich zu verstehen. Jedes Wesen nämlich, dazu gehören neben Menschen und Tieren natürlich auch die Pflanzen, hat seine eigenen Geist, ja in je besonderer Ausprägung auch eine gewisse Intelligenz und Willenskraft. Aus diesem Glauben entstand die Sitte, daß jeder Korossianer ein Tier, das er tötet, eine Blume, die er pflückt, einen Baum, den er fällt, zuerst feierlich um Vergebung bittet. Da er genau weiß, daß er ein Leben zerstört, fühlt er sich verpflichtet, dem Wesen, das er vernichtet, wenigstens zu erklären, warum er es tut. So töten wir ein Tier und eine Pflanze nur dann, wenn es unbedingt nötig ist, z.B. wenn wir Nahrung brauchen, wenn wir Heilpflanzen sammeln oder ähnliches. Bei dem Bau unserer Unterkünfte versuchen wir soweit es möglich ist auf abgestorbene Materialien zurück zugreifen.

Eine besondere Rolle in unserem Leben spielen die Bäume, und das nicht nur, weil die Wälder unsere Heimat sind. Ein sehr alter Glaube besagt, daß der Vater des Regenbogens zuerst vor allen anderen Dingen die Bäume schuf, und daß er in ihnen die stärksten und edelsten Geister versenkte. Geister, die als einzige auf der Welt für die Verlockungen von Macht und Eigennutz nicht zu haben sind. So sind auch die Bäume die eigentlichen Herren der Welt, der Mensch aber ist lediglich eine Art Diener. Diese Auffassung zeigt sich schon in der allgemein gebräuchlichen Volksbezeichnung, denn das ranabarische Wort für Korossos heißt ja nichts anderes als Baum. Das Volk von Korossos ist also das Volk des Baumes.

Eine Institution des Priesters ist im Waldvolk unbekannt. Die priesterlichen Funktionen, sofern sie überhaupt gebraucht werden, erfüllen Schamanen, Heiler und Zeremonienmeister. Sehr wichtig sind die Heiler. Diese sind nicht nur hervorragende Kenner aller natürlichen Heilverfahren, sondern man schreibt ihnen auch die Fähigkeit zu, sich mit den Geistern der Natur in Verbindung setzen zu können. Einige bringen es dabei zu einer derartigen Meisterschaft, daß sie zu Taten fähig sind, die schon an Magie erinnern. Doch sind sie eigentlich keine Zauberer, da sie ja nichts mit eigener Kraft bewirken, sondern lediglich die belebte Natur veranlassen etwas zu tun. Bei Tieren und niederen Pflanzen gelingt ihnen das oft gegen den Willen der Beeinflußten. Lediglich die starken Geister der Bäume sind ihnen weit überlegen und handeln nur dann im Sinne des Menschen, wenn man sie von der Richtigkeit des Handelns überzeugen kann.

 
Schichten und Ränge der Korossianer
Im wesentlichen gliedert sich die Gesellschaft Korossos' in zwei Gruppen, die Korosser und die Korossianer:

Korosser ist eine Sammelbezeichnung für alle Menschen, die in Korossos leben, egal welcher Nationalität sie angehört haben. Hier sind in erster Linie die großen Städte wie E'lil oder Torndad zu erwähnen, die im Laufe ihrer langen Geschichte oftmals die Herrscher gewechselt haben. Neben Merunen, Wolsi und Ranabarer leben dort Menschen aus aller Herren Länder oder einfach welche, die schon immer dort gelebt haben. Über die Korosser wird in einem extra Abschnitt berichtet.

Die Korossianer, das Waldvolk, sind das Volk des Baumes, der auch ihr Wappen ist. Sie sind die Nomaden der Wälder und leben in autarken Familien, Stämmen und Sippen. Das Volk der Korossianer ist in zwei Gruppen unterteilt. Die BAHERA und die BAHIMA. Wobei man sagen muß, daß eigentlich nur die Bahima vollwertige Mitglieder sind. Die Bahera dagegen gelten nicht als Vollbürger und haben entsprechend auch kein Stimmrecht in den verschiedenen Ratsversammlungen, vom Sippenrat bis zum Lukiko. Bahera, was man mit Angehörige (=ba) der Stimmlosen oder Ohnmächtigen (=hera) übersetzen könnte, ist ein Sammelbegriff für die unterschiedlichsten Gruppierungen. So gehören sowohl die Kinder der Korossianer dazu, als auch alle Volksfremden. Es ist für einen Volksfremden kaum schwerer Korossianer zu werden, als für die Jugendlichen des Volkes. Beide werden nach Zulassung durch den Lukiko in die Gruppe der Bahima (hima = mit Stimme) aufgenommen. Bei den jungen Korossianern geschieht dies durch den Initiationsritus, je nach Sippe verschieden, bei den Volksfremden durch einen eigenen Übernahmeritus.

Die Bahima nun, gliedern sich wiederum in mehrere Gruppen, die eigentlichen Ränge der Korossianer:
Der Kabaka

Er steht an der Spitze des Lukiko und damit an der Spitze des Volkes. Über seine besondere Stellung und Funktion wurde ja schon an anderer Stelle genauer berichtet. Hier wäre nur zu sagen, daß er im Lukiko bei allen Fragen, die die Existenz des Volkes betreffen, z.B. Krieg oder Änderung der Gesetze, ein Vetorecht hat. Bei allen übrigen Abstimmungen hat er wie alle Ratsmitglieder nur eine Stimme.

Bakungu

Dies sind nun die Ratsmitglieder des Lukiko. An ihrer Spitze stehen die Bunyoro, die Sippenoberhäupter. Sie sind die Stellvertreter des Kabakas. Dann kommen die weiteren Mitglieder des Rates. Die Ratsmitglieder können mit besonderen Aufgaben betraut werden. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Ämter. An erster Stelle sind hier die Bunyoro zu nennen, die in Friedenszeiten die Verwaltung der einzelnen Distrikte, in Korossos Saza genannt, übernehmen. In unruhigen Zeiten fungieren einige von ihnen auch oft als Feldherren, was die eigentliche Übersetzung des Namens bedeutet.

Der Saza ist ein festgelegter Landesteg. Zwar wandern die Sippen in der Regel innerhalb eines Gebietes, doch kommt es auch vor, daß eine Sippe oder ein Stamm in einen anderen Saza überwechselt, allerdings nur, wenn der für den neuen Saza zuständige Bunyoro diesem Wechsel zustimmt. Daneben gibt es noch viele andere Ämter, z.B. den Ältesten der Heiler oder den Griot (= Sänger) und viele weitere, auch den Lehrer der Bahera, der diese auf die Aufnahme in das Volk vorbereitet. All diese Bakungu sind zwar auf Lebenszeit berufen, können aber vom Kabaka ihres Amtes enthoben werden, was aber nur in Fällen von schweren Verfehlungen vorkommt.

Batongole

Dies sind die Mitglieder des Lukiko, die dort zwar Stimmrecht, aber keine besondere Funktion haben. Gleichzeitig ist jeder Batongole auch Vorsitzender des Rates seines Stammes und bestimmt dort mit den jeweiligen Bahimas dessen Geschicke

Bahima

Die Bahima sind im engeren Sinn vollwertige Korossianer, besitzen damit das Stimmrecht in ihren Familien- und Stammesräten, allerdings sind sie nicht Mitglied des Lukiko.

Bahera

Die Bahera sind eine Personengruppe, die mit den Korossianern und nach ihren Gesetzen lebt, bei denen aber noch nicht der Aufnahmeritus vollzogen wurde.

 
Familie

Außer wenigen Eremiten leben die Korossianer in Großfamilien. In einer solchen Familie leben alle Generationen zusammen und sichern So das Überleben der einzelnen Person. Die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft sind selten alles Blutsverwandte, oft kommt es vor, daß kleine Familien sich zusammenschließen, um so besser die täglichen Aufgaben des Lebens zu meistern, in einem solchen Fall spricht man von einem Stamm. Hier ist jeder für das Wohlergehen aller verantwortlich, was auch in der gemeinschaftlichen Kindererziehung deutlich wird. Das Familien- Stammesoberhaupt trifft, unterstützt von den anderen, alle für die Gemeinschaft wichtigen Entscheidungen.

Stamm

Mehrere Familien schließen sich für gewöhnlich zu einem Stamm zusammen. Solche Stämme werden oft für die Dauer eines Wanderzyklus gebildet. Danach oder auch währenddessen verlassen einzelne Familien den Stamm und neue kommen hinzu. Der Stamm wird in seiner Gesamtheit von den anwesenden Batongolen verwaltet. Bei einem Stamm handelt es sich im Gegensatz zu den Familien um einen lockeren Zweckverband.

Sippe
Die Sippe schließlich umfaßt alle Familien und Stämme eines Aufgabenbereichs, den man schon im Namen der Sippe erkennen kann. Das Kekinowin (hier ist das Wappen gemeint) steht für die gesamte Sippe. An ihrer Spitze Steht ein Bunyoro, der vom Kabaka und dessen vertrauten ernannt wird. Alle Sippen zusammen bilden das Volk von Korossos.

 

Bei den Korossianern besitzen alle,
ob sie nun stark oder schwach sind, die gleichen menschlichen Rechte.
Jeder ist verpflichtet, das Recht des anderen auf Kleidung und Nahrung zu respektieren und dafür zu sorgen,
daß keiner benachteiligt ist. Das ist so selbstverständlich, wie der Sonnenschein,
die reine Luft und der Regen allen gemeinsam gehört.
Alles was wir zum Leben brauchen, gibt uns die Natur, und sie ist unerschöpflich;
Dinge horden und anzuhäufen, ist sinnlos. Der Natur allein verdanken wir unsere Kraft und Stärke.
Keiner ist dem Anderen untertan, aber jeder versucht sich selbst zu beherrschen
Mütter, Väter, Schwestern, Brüder, alle ordnen sich freiwillig dem Wohl der Gemeinschaft unter.
Und weil wir dieses Gesetz anerkennen, bleibt keiner von uns je schutzlos oder ohne Hilfe.
Aus diesem Grund gibt es in der Gemeinschaft der Korossianer
weder Hungernde noch Übersatte, weder Kriecher noch Hochmütige,
keine Armenhäuser und Weisenanstalten.

 

Die Sippen von Korossos und ihre Aufgaben

Jede Sippe hat innerhalb der Volksgemeinschaft eine Aufgabe zu deren Wohl zu erfüllen. In der Verantwortung des Bunyoro liegt es, daß seine Sippe ihr bestmögliches unternimmt, um die an sie gestellten Forderungen zu erfüllen. Er muß auch dafür Sorge Tragen, daß genügend Nachwuchs in den speziellen Sippenfähigkeiten ausgebildet wird. Zwischen den Festen übernimmt die Sippe der Waldläufer den Austausch der Güter. Geld ist als Zahlungsmittel bei den Korossianern nicht üblich, denn man kann es weder essen, noch hält es einen warm. Den Gütern wird kein Preis zu Grunde gelegt, sondern jeder bekommt von allem soviel, wie er zum Leben benötigt.

Die Sippe der Heiler
Viele Heiler leben bei anderen Sippen, Stämmen und gelegentlich auch bei einzelnen Familien. Ihnen obliegt die Gesundheitsversorgung, wenn sich die Betroffenen nicht selbst helfen können. Ihre Ausbildung beginnt schon in der frühesten Jugend als Schüler bei einem Heiler. Nach dem Initiationsritus begeben sich die nun erwachsenen Schüler zum Dorf der Heiler um dort ihre Ausbildung abzuschließen. ein Heiler ist immer auf der Suche nach geeigneten Talenten, denn zu diesem Beruf muß man gegoren sein.

Die Sippe der Schamanen
Ihre Aufgaben sind mannigfaltig. Sie versorgen Wunden und heilen Krankheiten. Sie unterrichten die jungen Korossianer/innen in der Geschichte des Volkes. Sie sind Kenner und Bewahrer der Kekinowin und können daher Träume und Visionen deuten. Sie vollbringen Zauber und stellen Tränke her, die es den Benutzern ermöglichen, z.B. mit ihren verstorbenen Ahnen zu sprechen.

Die Sippe der Jäger
Ihre Aufgabe ist die Jagd. Ein erlegtes Tier wird von ihnen fast gänzlich verwertet. Das nicht benötigte Fleisch wird getrocknet oder geräuchert und für die Regenzeit aufbewahrt. Die Häute und Felle werden gegerbt um später verarbeitet zu werden. Därme und Sehnen dienen zum Nähen und selbst aus den Gebeinen werden Gebrauchsgegenstände gefertigt.

Die Sippe der Sammler
Die wichtigste Aufgabe der Sammler ist das Beschaffen und Aufbereiten von allen möglichen Heilmitteln. Ähnlich wie bei den Heilern gibt es nur wenige, die das Gespür für diese Tätigkeit haben. Daher ist die Ausbildung des Nachwuchses eine sehr wichtige Aufgabe.

Die Sippe der Waldläufer
Sie sind die Fährtenleser, Scouts des Volkes. Nur Wenige kennen sich so gut in den Wäldern von Ish aus wie sie. Meist leben sie weitab ihrer Sippe bei den verschiedensten Familien, oft aber verbringen sie lange Zeit in der Einsamkeit der Wälder um neue Wege oder neue Lebensräume zu finden. Da sie an einem strengen Ehrenkodex gebunden sind, wird ihren Worten allerorts in Korossos Glauben geschenkt.

 
Sippen und Stämme

Normaler Weise leben alle Korossianer friedlich miteinander, aber es kann durchaus einmal zu heftigen Kämpfen kommen, z.B. wenn zwei Familienverbände gleichzeitig einen Lagerplatz alleine benutzen wollen und sich nicht friedlich einigen können. Das ist aber überaus selten.

Der Normalfall ist mehr eine gewisse Rivalität unter einzelnen Stämmen. Dies äußert sich unter anderem in Raubzügen, bei denen rivalisierenden Stämmen Vieh gestohlen wird. Es kann sogar zu Geiselnahmen kommen. Die Geiseln werden dann wieder gegen Gebrauchsgegenstände eingetauscht. So wird den jungen Kriegern die Gelegenheit gegeben sich als Mann zu beweisen und sich einen Namen zu machen.

Eine andere Möglichkeit zum Mutbeweis besteht im Austragen ritueller Kämpfe. Von den Rivalen wird Ort und Zeit festgelegt. Alle kampffähigen Männer der beiden Stämme nehmen an dieser Auseinandersetzung teil, während alle anderen Stammesmitglieder die Auseinandersetzungen aus Entfernung beobachten.

Besonders die Frauen tun sich darin hervor, die eigenen Krieger anzufeuern und die Gegnerischen mit obszönen Gesten und Beschimpfungen zu verunglimpfen.

Auch die Kämpfer selbst, die sich in einem gewissen Abstand zueinander hinstellen, versuchen den Gegner zunächst mit Worten aus der Reserve zu locken. Dies geht so lange, bis sich die ersten, mutigsten Krieger aus ihrer Gruppe lösen und auf die "Feinde" zulaufen, um so viele wie möglich mit ihren Waffen zu "tecken", ohne dabei selbst "angeteckt" zu werden. Je mehr Feinde ein Krieger berührt, um so mehr Ehre gebührt ihm. Wie bei allen Kampfhandlungen unter Korossianern, ist es auch hier so, daß niemand absichtlich schwer verletzt wird. Es geht nur darum dem Gegner kleine Schnitte oder blaue Flecken zuzufügen.

Bei einem rituellen Kampf erhaltene Narben werden von den Kriegern mit Stolz zur Schau gestellt. Allerdings ist es auch schon vorgekommen, daß tödliche Verletzungen zur Eskalation solcher rituellen Kämpfe geführt haben.

Zum Glück ist dies aber die seltene Ausnahme und die Ritualkämpfe haben im allgemeinen den Charakter eines Volksfestes. Während der Kämpfe wird von den Zuschauern viel gegessen, getrunken und gelacht und auch die Krieger werden am Abend mit einem großem Fest geehrt.

Bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten erwerben sich junge Korossianer das Geschick im Umgang mit Waffen, das korossische Krieger auch über die Grenzen des eigenen Landes hinaus zu gefürchteten Kämpfern macht.

  
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