Die Städte Korossos

E'lil

E’lil ist eine der ältesten Städte der Alten Welt. Vor unendlich langer Zeit, als noch die Ishiti das Land beherrschten und Äope über alles wachte wurde diese Stadt gegründet. E'lil war Jahrhunderte das Zentrum der Ishitischen Kultur; eine riesige, religiöse Oase in der Wildnis des Dschungels von Ish. Herrliche Tempel, Paläste und Häuser aus weißem Marmor zeugen von vergangenem Prunk. Die gepflegten, blühenden Gärten erschienen wie ein Wunder. Diese Stadt wurde wie alle anderen Städte in Ish, zum Schutz gegen die wilden Zentauren, von einem gewaltigen Palisadenwall umgeben. Doch verging all diese Herrlichkeit mit dem Einbruch der Finsternis im Jahre 1050 nach Kreos.
Mit der Finsternis begann für alle Völker eine Zeit der Not und des Schreckens. Die Meere begannen zu kochen und kein Schiff fand mehr den Weg zu den Gestaden der Heimat zurück. Dunkle Mächte bedrohten die Herzen der Menschheit und die Finsternis hielt Einzug bei den Völkern. Zwietracht wurde gesät und jeder ging seine eigenen Wege. Das stolze Volk der Ishiti schrumpfte auf wenige Familien zusammen. Alle Städte wurden verlassen, und wer nicht durch die Urgewalten der finsteren Mächte sein Leben lassen mußte, der wurde nicht selten ein Opfer der Zentauren. Gegen Ende dieses Zeitalters zeugten nur noch die Ruinen von der stolzen Stadt E'lil. Die Reste des einst so mächtigen Volkes lebten fortan in den endlosen Wäldern, um der Versklavung durch die Merunen, den neuen Herrschern des Landes zu entgehen. Sie waren ein wildes Piratenvolk und regierten schon nach wenigen Generationen das Land als Herrenvolk. Weslich von E'lil erbauten sie die Festung Al Feddajin.

Im Jahr 1 nach der Finsternis begann der Ungeheuerkrieg. Im zweiten Jahr wurde die Herrschaft der Merunen gebrochen und die Festung Al Feddajin von den Ranabarern übernommen. Nach der Vertreibung der letzten Piraten wurde die Stadt in Schirrbutt umbenannt und dem Städtebund von Ranabar angegliedert. Die Kriegsschäden waren schnell behoben, denn die ganze Stadt bestand zum größten Teil aus Holzbauten. Über zehn Jahre herrschte nun Frieden, als nun plötzlich und unerwartet der Drachenkrieg entflammte. Noch sollte es Jahre dauern, bis der Krieg auch Schirrbutt erreichte.

Um ihr Heimatland zu schützen wurden mehr und mehr ranabarische Truppen aus der Stadt abgezogen, diese Notlage nutzte das Sonnenvolk zu einem gigantischen Angriff auf die Hauptstadt Schirrbutt. Der Himmel verdunkelte sich durch eine gewaltige Menge von Onagersteinen, um gleich darauf im gleißenden Licht der Brandpfeile zu erstrahlen. Alles erzitterte bis in die Grundfeste und am Ende des langen Angriffs war mehr als die Hälfte der Stadt vernichtet. Zwar gelang es in der folgenden Zeit den ranabarischen Truppen den Ansturm der Sonnenkrieger abzuwehren und sie zurückzutreiben, doch die Bevölkerung von Schirrbutt verläßt mit ihrer letzten Habe die rauchenden Ruinen. Eben zu dieser Zeit hörte man von einem kleinen Waldvolk, dessen Herrscher der ehemalige Graman von Schirrbutt sein sollte. Im Laufe der nächsten Monde übernahm das Volk von Korossos die Herrschaft in der Provinz Issgoloch. Nach dem ende des Krieges verlassen die letzten ranabarischen Truppen das Land, Schirrbutt ist verlassen und schon beginnt die Natur die Spuren des fürchterlichen Krieges zu überwuchern. Schon nach wenigen Jahren ist die einst so stolze Stadt verschwunden.

Unter dem Schutz des Kabakas Bunabura wurde die schon fast vergessene Stadt E'lil wieder aufgebaut und zur Hauptstadt von Korossos ernannt. Korossos war jetzt ein eigenständiges Land, das nicht zum Städtebund von Ranabar gehört, obwohl die Gesellschaftsformen und die Kultur der Korosser stark von Ranabar geprägt ist.

Der rasche Aufbau von E'lil ging einher mit einer steten Entwicklung der Wirtschaft; und so kam es im Jahr 20 nach der Finsternis dazu, daß sich die Bevölkerung von E'lil dafür aussprach, sich dem Städtebund von Ranabar anzugliedern. Förderlich für diesen Zusammenschluß war und ist die Freundschaft zwischen dem Jand und dem Kabaka von Korossos. Bis zum heutigen Tag hat kein Krieg mehr den Frieden in E'lil erschüttert.

Die Korosser sind ein buntes Gemisch aus den verschiedensten Rassen. Reinblütige Merunen leben keine mehr in der Stadt, jedoch unzählige ihrer Bastarde; die Rasse der Ishiti ist so gut wie ausgestorben, nur noch wenige leben in den Wäldern von Ish.

Der ranabarische Teil der Bevölkerung, der nicht nach Kriegsende das Land verlassen hat stellt auch heute noch den größten Teil der reinblütigen Bevölkerung. Wie schon vor dem Drachenkrieg bilden sie auch heute die Führungsschicht der Stadtbevölkerung.


Wirtschaft und Handel

In den stadtnahen Gebieten wird Ackerbau und Viehzucht betrieben. Der Reichtum des Landes besteht aus seinen Goldminen und Silbervorkommen, was das Land auch einstmals für die Ranabarer so wertvoll machte. Edelsteine werden in geringer Zahl an geheimen Orten gefördert. In der Stadt selbst gibt es eine Unzahl von kleinen Handwerksbetrieben, in denen neben den Dingen des täglichen Gebrauchs auch erlesene Schmuckstücke und Waffen hergestellt werden. Die Metallverarbeitung hat eine lange Tradition in E'lil. Der Handel ist bei den Korossern von größter Bedeutung, denn nur so bekommen sie die begehrten Luxusgegenstände aus den fernen Ländern.

Das eigentliche Handelszentrum des Landes ist die Stadt Torndad. Zwischen E'lil und Torndad verkehren regelmäßig Handelskarawanen. Die Wagen werden von Pferden oder Büffel gezogen, nur reiche Kaufleute können sich Elefanten zum Transport ihrer Güter leisten. Die wichtigsten Handelsgüter sind neben Nahrungsmittel Gold, Silber und Schmuck.

Währung

Bei den Korossern ist seit dem Beitritt zu dem Städtebund die ranabarische Währung gebräuchlich. Silberbarren, geprägte Goldmünzen, Kupferstücke und Nagazähne werden nach ihrem Gewicht bezeichnet und als Geld verwendet. In den ländlichen Gebieten herrscht der Tauschhandel vor, ebenso bei den seltenen Handelsbeziehungen mit den Korossianern.

Wohn- und Siedlungsform

Die Bauernhäuser sind zumeist einfach aus Stein und Ziegel oder Lehm erbaut und in der Regel von einem ummauerten Hof umgeben. In Waldgebieten sind sie aus Holz oder Flechtwerk und häufig mit Schnitzereien versehen. Doch lebt nur ein kleiner Teil der Bevölkerung außerhalb der Städte.

E'lil ist wohl befestigt. Die Straßen verlaufen unregelmäßig und sind meist nur aus festgetretener Erde. Die aus gebrannten Ziegeln errichteten Häuser haben gegen die Straße zu schmuck- und fensterlose Fassaden. Die Gebäude sind mehrstöckig, Treppen führen zu den einzelnen Stockwerken. Im Gegensatz zu den architektonischen Vorbildern aus Ranabar sind die Dächer zum Schutz vor dem Regen meist mit einem flachen Giebeldach versehen. Aus jeder Wohnung führen Ziegelröhren zu den Kanalisationsleitungen, die an den Straßen entlanglaufen.

Der Adel bewohnt Paläste aus schneeweißem Marmor, wie schon einst vor der Finsternis schmücken herrlich blühende Gärten mit Wasserspielen aller Art die Stadt. An diesem doch typisch ranabarischen Baustil sieht man einmal mehr, welche Bevölkerungsgruppe das Leben in der Stadt prägt.

 

Soziale Schichtung

Ebenso wie bei dem Baustil setzte sich auch hier der Einfluß der ranabarischen Bevölkerung durch. Ganz nach dem Vorbild ihrer alten Heimat ist die Bevölkerung der Korosser, wie sie hier und heute genannt wird, in zwei Hauptklassen geschieden: den "Zemindaren", der adligen Oberschicht stehen die "Rayot gegenüber, die für jene Dienstleistungen verrichten. Letztere sind sozial noch einmal unterteilt in Besser- und Schlechtergestellte, je nach Beruf, den sie ausüben.

Zu den Bessergestellten zählen unter anderem die Kaufleute, Bauern und bestimmte Handwerker wie Zimmerleute und vor allem die Schmiede, während Lederarbeiter, Kalkbrecher, Korbflechter, Weber und andere niedrige Berufe den schlechtergestellten Rayot zuzuordnen sind.

Die Zemindare sind die Kriegsherren der Stadt und übernehmen den Schutz der Rayot, die ihnen dafür Abgaben schulden. Gleichermaßen betreiben die Zemindare die verschiedenen Wissenschaften. Sie sind Eigentümer des Landes, das von den Bauern in Erbpacht bebaut wird, wofür sie ein Sechstel des Ertrages an den Grundherren abliefern müssen.

Handwerker und Händler müssen ein Zehntel des Preises ihrer Wahren als Marktabgabe an die Stadt abführen. In Notfällen, wie etwa nach einer ungewöhnlich schweren Überschwemmung, erhalten die Rayot von ihrem Zemindar Unterstützung für den Lebensunterhalt.

Alte Rayot, die keiner Großfamilie mehr angehören, werden zur Verrichtung leichterer Arbeiten in den Haushalt der Zemindare aufgenommen. Jugendliche Weisen der Rayot erhalten einen Platz in den Internatsschulen.

Eine Art Zigeuner sind die "Rodia". Sie wohnen in Lehmhütten außerhalb der Stadt und züchten Schweine. Sie leben hauptsächlich vom Betteln, Wahrsagen, Gesang und Tanz und stehen am untersten Ende der gesellschaftlichen Rangliste.

Religion und Rechtsprechung

Dominierend ist die religiöse Vorstellung der Ranabarer, doch durch die Verschmelzung der unterschiedlichsten Kulturkreise hat sich in E'lil eine wahre Vielfalt an religiösen Kulten nebeneinander erhalten. Nur die Anbetung der finsteren Götter ist bei Strafe verboten.

Die Rechtsprechung ist in den gängigen ranabarischen Werken nachzuschlagen.

 

Torndad

Torndad hat seine eigentümliche Struktur irgendwann in der Finsternis entwickelt. Den genauen Hergang kennt niemand, aber es ranken sich viele Legenden um ihre Entstehung. Durch die korossische Herrschaft ist die Stadt, die Bevölkerung, soziale Schichtung, Währung, Religion und Rechtsprechung ranabarisch geprägt worden. Einzig der heutige Gramanenpalast und einige andere Bauten zeugen durch ihre Bauweise noch von der Herrschaft Arknesses

Die Eigenarten Torndads

Torndad liegt am Ursprung des Flusses Tar, einer der drei großen Ströme Hondanans. Das Wort Quelle wird hier absichtlich nicht verwendet, da der Tar aus sehr vielen kleineren Quellen oberhalb Torndads entspringt. Das Wasser aus diesen Quellen bildet ein weitverzweigtes Netz versumpfter Wasserstraßen, das den Tar speist. Nur die ortsansässigen Flußfischer kennen die Wege durch diese flachen Gewässer, die sie oft befahren, um den Fischreichtum auszunutzen. Das Wissen um diese Wege wird in den Fischerfamilien weitergereicht, ein Fremder würde sich unweigerlich in den Mangrovensümpfen verirren. Viele Geschichten werden über diese Gewässer erzählt. Eine davon ist die, von einem Volk, das sich Kinder des Tigers nennt. Ihre Taten sollen fürchterlich sein, viele Unfälle in den Sümpfen werden ihnen zugeschrieben. Sie leben für den Tod und man erzählt, sie vollziehen grausame Rituale. Alte Männer benutzen diese Geschichten häufig um Kindern Schauermärchen zu erzählen.

Die Fischerei liefert eines der Hauptnahrungsmittel von Torndad, eine andere Quelle ist der Anbau von Nutzplanzen.

Eine größere Rodung des Urwalds um Torndad, war nie möglich. Jeder Versuch in dieser Richtung endete in einer Katastrophe. So gab es während der großen Rodungsversuche, schwere Unfälle und das Verhalten der Tiere im Dschungel wurde aggressiv. Die Rodung ging mühsam voran, denn übernacht wucherten große Teile der gerodeten Fläche fast magisch wieder zu.

Schnell sah man ein, daß dies nicht der richtige Weg ist. Einzig die fremden Haselnußbäume wurden im Dschungel geduldet und so wurden sie stärker kultiviert.

Die Folge dieser Entwicklung war eine einzigartige Gesetzgebung in der Geschichte Magiras: Die Gesetze Thujas. (Thuja ist der für die Korossianer heilige Lebensbaum). Pahjata der damalige Stadtherr führte sie als letzte Chance zum Überleben im Wald ein. Der Lauf der Geschichte zeigt, daß sie genützt haben. Noch heute wird der Tag der Gesetzgebung als bunter Feiertag in Torndad begangen (4-6 Tag des Adlermondes). Das Fest dauert drei Tage und ist ein Fest des Friedens, der Fruchtbarkeit und Lebensfreude. Ebenso ausschweifend wird es auch gefeiert.

Die Gesetze Thujas

Jeder Einwohner Torndads war und ist verpflichtet ein Stück Land von festgelegter Größe, abhängig vom Alter des Einwohners, innerhalb der Stadtmauern anzubauen und ihn als eine Hauptnahrungsquelle zu nutzen. Das gilt auch für Neubürger, ohne Garten kein Marabor. Hinzu kommt noch ein striktes Bauverbot außerhalb der Stadt.

Diese Gesetze haben die Architektur der Stadt nachhaltig beeinflußt. Die Bauten wuchsen aus Platzmangel in die Höhe, wobei ranabarische Baumeister das technische Wissen einbrachten. Jeder freie Raum, wie z.B. Dächer und Wandnischen, wird zum Anbau benutzt. Für einen Fremden in Torndad bietet sich das Bild einer grünen, überwucherten Stadt. Die Gesetze stellen weiterhin sämtliche Pflanzen unter städtischen Schutz, der z.B. Vandalismus an den Gärten mit dem Tod bestraft, genauer mit Verbannung in den Wald. Diese naturverbundene, wenn auch aufgezwungene, Lebensart hat dazu geführt, daß sich die Korossianer mit der Stadt etwas angefreundet haben. Der seltene Tauschhandel der Korossianer mit der Außenwelt (hauptsächlich Metallwaren) hat dadurch in Torndad Fuß gefaßt. So kam es auch, daß die Korossianer bei ihren Besuchen einige Namen der Stadt geprägt haben.

Trotz aller Gewächse und pflanzenfreundlichen Lebensweise haben viele Einwohner Torndads eine unterschwellige Angst, daß sie eines Tage aufwachen und der Wald die Stadt überwuchert und eingenommen hat. Aus dieser Angst entstand, die Grußformel in Torndad: Mögest Du immer ein Stück Himmel sehen.

Handel und Hafen

Wie schon vorher erwähnt ist die Stadt vom Handel abhängig. Der große Hafen mit seinen riesigen Lagerhallen bieten jedem Händler faszinierende Möglichkeiten. Diese Hallen sind mit niedrigen Steuern belegt, um den Handel freie Hand zu lassen und ständig neue Händler zu locken, die sich hier schnelles Geld erhoffen. Die zu zahlenden Gelder werden im Chau - Pah, Langhaus, bezahlt. Hier werden alle Formalitäten durchgeführt und es können Gärten für Durchreisende gemietet werden (das ist billiger, als sich nur von Importware zu ernähren). Außerdem ist hier das Büro der Tar-Lotsen, die für das Befahren des Tar unbedingt nötig sind. Ständig ändert sich der Lauf des Flußes. Untiefen, sowie Stromschnellen gefährden die Schiffahrt. Nur die Lotsen bringen ein Schiff ohne Gefahr durch den Tar. Die zweite Lotsenstation befindet sich auf einer kleinen Insel an der Drachenklippe.

Von der Architektur ist das Chau-Pa einem einheimischen Langhaus nachempfunden. Über den Hafen wickelt sich fast das ganze wirtschaftliche Leben Korossos ab. Torndad hat zum Schutz seiner Güter, einen Vertrag mit den Korsaren/Piraten von Samarak geschlossen, die ansonsten fast jedes Schiff im Tar aufbringen.

Der Vertrag beinhaltet, daß Schiffe mit der Flagge von Torndad nicht aufgebracht werden, Dafür sieht die Stadt von Säuberungsaktionen in Samarak ab. Die Korsaren versorgen die Stadt mit sehr billigen Luxusartikel. Natürlich kostet diese Flagge dem Händler eine ordentliche Summe, aber der erzielbare Gewinn in Torndad ist dieses Geld, oder Wagnis ohne Schutzflagge, wert. Nur die Aussicht auf großen Gewinn in Torndad läßt immer noch wagemutige Kaufleute ohne Schutzgeld zu zahlen den Tar befahren.

Einer der gefürchtesten Piraten ist die sagenumwobene Maurien Ohara, eine ebenso gefährliche wie schöne Frau. Ihre roten Haare sollen schon aus großer Entfernung zu sehen sein, wenn sie auf der Reling ihres Schiffes auf ihre Opfer wartet. In den Schänken Torndads erzählt man sich unzählige Geschichten über sie und ihre Manschaft.

Über den Hafen, diesen wirtschaftlichen Knotenpunkt wird auch E'lil und das Hinterland mit den verschiedensten Gütern versorgt. Andere Wege durch den Wald sind nicht bekannt und das Wagnis neue Wege im unendlichen Dschungel zu finden ist groß. E'lil bezahlt diese Güter reichlich mit Gold aus den stadteigenen Mienen, ein weiterer Grund für Kaufleute mit Torndad zu handeln. Befördert werden die Waren mit langen Karawanen, bei denen Büffel als Lasttiere dienen.

Die Karawanen

Der Karawanenplatz von Torndad dient ihnen als Start- und Stoppunkt ihrer Reise. Hier treffen sich die ein und ausgehenden Karawanen. Hier lagern sie vor der Weiterfahrt oder warten auf die nächste Passage. Auf dem Platz lebt man vom eigenen Proviant oder aus den teuren Läden und Kneipen in diesem Bezirk, da hier nur Importware verkauft wird. Der ganze Platz ist wirtschaftlich nach außen abgeriegelt, aber trotzdem kann man hier für gutes Geld alles kaufen, was das Herz begehrt. Die Nähe zum Händlerviertel macht es möglich.

An zentraler Position auf dem Karawanenplatz befindet sich das Haus des Pfades, in dem die Führer für die Karawanen angeworben werden können und sich die Karawanen an- und abmelden. Die Führer genießen in Torndad einen zweifelhaften Ruf, sind aber für die Karawanen unverzichtbar. Von den Korossianer werden sie Tokei-Itoh genannt, was in etwa Zweig-Brecher bedeutet. Ihrer Meinung nach sind die Führer fürchterlich laut im Wald. Für die Ohren der Städter sind die Tokei-Itoh aber leiser als viele andere. Dieser Begriff hat sich, wie viele andere korossianische Worte, bei der Stadtbevölkerung eingebürgert. Verglichen mit den Korossianern kennen die Tokei-Itoh nur die Hauptverbindungspfade zwischen den Städten, trotzdem wären die Karawanen ohne sie hoffnungslos im undurchdringlichen Dschungel verloren. Unheimliche Kreaturen, Zentauren und ständig wieder überwuchernde Wege sind für die Karawanen große Gefahren. Nur die Zweig-Brecher kennen die sicheren Wege durch das zum Teil sumpfige Gelände. Sie wissen die Zeichen der Natur bei drohenden Gefahren richtig zu deuten. Im Vergleich zu den Korossianer sind die Tokei-Itoh nur umherirrende Fremde im Wald von Ish. Das Wissen um die richtigen Wege bleibt ein gut gehütetes Geheimnis des Volkes von Korossos.

Die Tokei-Itoh sind häufig verbannte oder Halbkorossianer, Oyatenumpa, Menschen, die eine Zeit lang in den Sippen gelebt haben oder einfach Aussteiger. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist fast ausgewogen. Nur sehr selten findet man hier auch Seten oder Waldläufer, die sich einer Karawane ein Stück anschließen und dabei einen Teil ihres Wissens um den Wald zum Schutz der Karawane einsetzen. Die Führer reiten eine kleine Wildpferdeart "Cheya", die in den Wälder heimisch ist.

Einer der bekanntesten Tokei-Itoh ist Semhocins, wenn möglich versuchen die Karawanen ihn als Führer zu bekommen. Denn man sagt, daß sein Wissen um den Wald, an das der Korossianer heranreicht. Seine Herkunft ist immer im Dunklen geblieben und er redet auch nicht sehr viel.

Die Viertel

Das auffallendste Viertel Torndads ist das Händlerviertel, von den Korossianern Onega-wahoo, schreiende Häuser genannt. Durch die Baubeschränkungen ist das Viertel rasant in die Höhe gewachsen und eine einheitliche Linie ist in der Bauweise nicht mehr zu erkennen. Jeder neue Kaufmann hat noch einen Bau auf die anderen drauf gesetzt, ohne Rücksicht auf die Optik oder Statik. Die fehlenden Treppen zu diesen Räumen wurden an den Außenwänden nachgebaut und viele dieser Räume direkt mit hölzernen Stegen untereinander verbunden. So ist jede Etage und Halbetage miteinander durch ein Gewirr von Wegen und Treppen, in zum Teil schwindel erregender Höhe, verbunden. Das gleiche Netzwerk an Holzwegen befindet sich noch mal an der Innenseite des Händlerviertels. In den äußeren Häusern, die den Basar wie ein Kessel umschließen, haben die angesehenen Händler und Wirte ihre Geschäfte, wobei die Etagenhöhe ihres Geschäftes nicht unbedingt ein Zeichen ihres Standes ist. Im Basar hingegen haben sich die fliegenden Händler und Gaukler angesiedelt. Zwischen ihnen und den Außenhändlern herrscht ein reges Hinter-türgeschäft. Von dem Basar eine Karte zu zeichnen wäre müßig, da sich hier die Wege zu den Ständen täglich ändern. Hier gibt es alles was man will, vorallendingen die für Torndad so berühmten Rausch- und Heilpflanzen sind hier mehr oder weniger günstig zu haben. Die Außenhändler übernehmen den Export dieser Waren. Jedes Handelshaus, das etwas auf sich hält ist hier vertreten, so unter anderen das Haus Sarada, bekannt als Geldverleih, für internationale Verbindungen und Geschäfte jeder Art. Nur der Preis muß stimmen. Ebenso ist hier das Haus der Feder beheimatet. Hier kann man die Dienste eines Schreibers oder Übersetzers bekommen. Für fast jede Sprache ist ein Fachmann oder -frau vorhanden. Aber auch Kopien von Büchern und Schriften werden angefertigt. Die große Bibliothek und das Kartenlager ist gegen ein geringes Entgeld für jeden zugänglich.

In der Nähe des Hafens ist das Viertel der Handwerker, es wird Tarahoo-wahoo, fleißige Häuser genannt. Kleine und mittlere Betriebe überwiegen hier und halten neben den Händler das wirtschaftliche Leben Torndads am Laufen. Bekannt ist das Handwerk für seine kunstvollen Kinnikinnik-Pfeifen, Teegefäße sowie Webarbeiten aus Perlen oder pflanzlichen Stoffen. Die Werke des Rebot von Torndad sind weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Seine Specksteinarbeiten sind filligran wie sonst keine.

Die Tagelöhner und Bettler leben im Ukaheya-wahoo, Pflanzenhäuser, dem grünen Viertel Torndads. Aus Platzmangel werden hier selbst noch die Wände zur Bepflanzung genutzt, woraus sich auch der Name herleitet. Hier ist überhaupt kein Bauwerk mehr zu sehen, nur noch Pflanzen. In wilder Architektur ist in diesem Viertel nach oben gebaut worden. Leider statisch nicht so sicher wie im Händlerviertel. So kommt es häufig zu tragischen Unfällen durch einstürzende Stege, Häuser oder anderer Bauten.

Die Gärten der wohlhabenderen Einwohner Torndads befinden sich in der Kleinen Welt, Shonkala-teha. Hier herrscht zu jeder Zeit geschäftiges Treiben und die Bepflanzungen werden mit größter Sorgfalt behandelt. In diesem Bereich patrouilliert die Stadtwachen besonders häufig, obwohl eigentlich niemand auf die Idee käme hier etwas zu zerstören, denn diese Gewächse sind Leben.

Eine weitere Besonderheit Torndads ist das weit über die Grenzen Korossos hinaus bekannte Krankenhaus, das am Rande des Händlerviertels liegt. Hier werden selbst Patienten mit ansteckenden Krankheiten behandelt. Sie werden außerhalb der Stadt in einer Unterkunft unter strenger Quarantäne versorgt. Die Kräuter Korossos sind für viele Kranke die letzte Hoffnung und eine weite Reise wert. Der Heiler Shaman forschte hier an der Heilung des korossischen Dschungelfiebers und fand es in Form einer unscheinbaren Pflanze.

Im Viertel der wohlhabenden Einwohner Torndads, Ehey-wahoo, weiße Häuser, dominiert der Marmor als Baustoff. Der weiße Marmor bildet einen deutlichen optischen Kontrast zum Rest der grünen Stadt. Hier hat man es nicht nötig die Wände und Dächer zu bepflanzen. Ein unbeplanztes Haus ist ein Statussymbol. In den Gärten der Reichen wird Ziergemüse angepflanzt, um den Gesetzen nachzukommen und trotzdem am Anblick gefallen zu finden..

 
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