VERGANGENHEIT

Eine tabellarische Übersicht aus eigener Sicht:

1049 nach Kreos: Einhornmond
aus den Annalen des Drachenordens in Sunabar (Westliche Welt) in junger Mann Namens Bunabura wird nach fast zweijähriger Schülerschaft in den geheimen Drachenorden aufgenommen.

1050 nach Kreos: Finsternis
Die gesamte Westliche- und Östliche Welt versinkt in der Unendlichkeit. der Drachenorden entkommt dem Chaos und rettet sich in die Alte Welt, der Heimat des Jands. Dort gründet dieser das Reich Ranabar.

1 nach der Finsternis: Tarantelmond
Beginn des Ungeheuerkrieges. Ich, Bunabura kämpfte an der Seite des Jands als Heerführer.

2 nach der Finsternis: Falkenmond
Die Piraten sind geschlagen und übergeben Al Feddajin an Ranabar. Die dortige Bevölkerung wählt Bunabura zum Graman, was auch im Interesse des Drachenordens ist. Die Hauptstadt wird in Schirrbutt umbenannt.

3 - 13 nach der Finsternis:
Es herrscht Frieden auf ganz Magira.

13 nach der Finsternis: Kentauermond
Es beginnt der erste Teil des Drachekrieges. Bunabura tritt von allen seinen administrativen Ämtern zurück, ohne, daß die Frage seines Nachfolgers geklärt ist (die Issgolchfrage).

14 nach der Finsternis: Bärenmond
Der Drachenkrieg wütet weiter, Ranabar ist in arger Bedrängnis. Eben in dieser Zeit wird Bunabura von den Korossianern zu ihren Kabaka ernannt. Korossos ist ein kleines Volk von Nomaden, das schon lange unerkannt in den Wäldern von Ish lebt. Gegen Ende des Krieges zieht der Jand alle Truppen aus der Provinz Issgoloch ab, um Ranabar zu verteidigen und übergibt die Provinz an das Volk von Korossos.

15 - 20 nach der Finsternis:
Es herrscht Frieden auf ganz Magira.

20 nach der Finsternis: Kentauernmond
Beginn des Greifenkrieges.

21 nach der Finsternis: Einhornmond
Fortsetzung des Greifenkrieges.

22 nach der Finsternis: Tarantelmond
Ende des Greifenkrieges. Schon im Kentauernmond übernimmt Korossos die Provinz Torndad und ist somit im Besitz von ganz Ish.

23 - 27 nach der Finsternis:
Es herrscht Frieden auf ganz Magira.

27 nach der Finsternis: Kentauernmond
Beginn des Qunkrieges. Ausgelöst durch die fast restlose Vernichtung der Stadt Dalor seitens der Qunschen Truppen unter ihrem Herrscher Malvan Pascha. Viele Völker schicken Truppen um der Bevölkerung zu helfen. Im Herbst ist Dalor befreit.

28 nach der Finsternis: Tarantelmond
Das Heer der Qun ist zerstreut. In seiner Verzweiflung verläßt das Herrscherpaar der Qun Magira.


Als Magira versank und wieder neu geschaffen wurde

Manabozho, der große Schamane bei den Korossianern, war ein Verwandter und Freund aller Tiere, er verstand daher auch deren Sprache. Als er einstmals auf der Jagd war und in einem großen Wald sein Lager aufgeschlagen hatte, wurde er vom Unglück verfolgt, fing kein Wild und mußte hungern. Da ging er zu den Wölfen und sprach zu ihnen: "Liebe jung Brüder, wollt ihr mir etwas zu Essen geben"? Die Wölfe sagten: "Ja" und gaben ihm zu Essen. Das schmeckte ihm gut, und er sprach zu den Wölfen: "Erlaubt ihr mir, daß ich mit euch jagen gehe"? Sie sprachen: "Ja" und nahmen den Schamanen mit auf die Jagd; er schlug sein Lager zusammen mit ihnen auf und aß mit ihnen. Zehn Tage lang zogen sie so einträchtig miteinander. Doch dann kamen sie an einen Kreuzweg; die Wölfe wollten seitwärts wandern, Manabozho aber auf der großen Straße weiterziehen. Da hielten sie miteinander einen Rat am Lagerfeuer ab, doch da keiner nachgeben wollte, hielten sie es für das Beste, sich zu trennen. Manabozho bat jedoch die Wölfe, den jüngsten von ihnen, den er sehr gerne hatte, mit ihm gehen zu lassen. Das erlaubten die Wölfe und zogen ihres Weges. Der Schamane aber und sein kleiner Bruder, der Wolf, schlugen ihr Lager inmitten des Waldes auf und gingen miteinander auf die Jagd.

Wenn nun der kleine Wolf einmal allein auf die Jagd ging, hatte Manabozho große Sorgen um ihn und sprach zu ihm: "Lieber kleiner Bruder, wenn du auf die Jagd gehst, so hüte dich vor dem See im Norden unseres Lagers. Er ist mit Eis bedeckt, geh' da ja nicht hin". Manabozho sagte so zu ihm, da er wußte, daß sein böser Feind, der König der Schlangen, dort wohnte, der alles tun würde, um ihm zu schaden. Der kleine Wolf gab dem Manabozho das Versprechen, nach seinem Wunsch zu handeln, im Stillen aber machte er sich Gedanken und sagte zu sich: " Weshalb darf ich nicht auf dem ewigen Eis gehen, denkt vielleicht Manabozho, daß ich mit meinen Brüdern, den Wölfen, dort zusammentreffen könnte? Ich liebe doch meine Brüder". Diese Gedanken gingen ihm drei Tage lang im Kopf herum, und dann ging er auf den See, der mit Eis bedeckt war, um nachzusehen, ob er nicht seine Brüder dort antreffe. Als er aber mitten auf dem See war, da sagte es Krach, und er brach ins Eis ein; sofort sank er im eiskalten Wasser unter und wurde nicht mehr gesehen.

Der Schamane wartete den ganzen Abend vergebens auf seinen kleinen Bruder, den Wolf. Er kam und kam nicht. Ebenso wartete er den folgenden Tag und die nächsten Tage, im ganzen fünf Tage und fünf Nächte lang. Da merkte er, daß er seinen Bruder verloren hatte, jammerte und weinte laut und rief seinen Bruder beim Namen, er schrie, daß rings der Wald davon widerhallte. Alles war vergebens, sein Bruder kam nicht wieder, und einsam und traurig blieb er in seinem Lager den Winter hindurch. Er wußte aber recht gut, daß es der Schlangenkönig war, der seinen Bruder getötet hatte, doch konnte er diesem während des Winters nichts anhaben, denn da regierte dieser die Welt. Doch als der Frühling ins Land kam, begab sich Manabozho an das Ufer des Sees, in welchem sein Bruder, der kleine Wolf, ertrunken war. Da sah er die Fußspuren seines Bruders, und er weinte und klagte laut. So laut klagte er, daß es der Schlangenkönig hörte. Da wurde dieser neugierig und wollte sehen, wer da wehklagte, deshalb steckte er seine Köpfe, deren er zwei auf den Schultern hatte, aus dem Wasser heraus. Der Schamane wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte zu sich: "Sieh da, da bist du ja! Warte nur, daß sollst du mir büßen"! Da verwandelte sich Manabozho in einen Baumstumpf und stellte sich in dieser Gestalt am Ufer des Sees hin. Der Schlangenkönig und seine Leute, die ebenfalls Schlangen waren, und neugierig aus dem Wasser hervor sahen, konnten nichts als einen Baumstumpf sehen, der vorher noch nicht am Ufer des Sees gestanden hatte. Da sagte eine Schlange: "Vorsicht, das ist verdächtig, sollte das nicht gar unser Feind, der große Schamane Manabozho, sein"? Da befahl der Schlangenkönig seinen Leuten, hin zu gehen, um den Baumstumpf zu untersuchen. Es war eine riesige Schlange, sie kroch herzu und wand sich um den Baumstumpf, um zu sehen, ob er ein Lebewesen sei oder nicht.

Manabozho hatte dadurch großen Schmerz auszustehen, aber er blieb tapfer und ließ keinen Schmerzenslaut vernehmen. Da sprach die Schlange: "Er kann es nicht sein, das hier ist richtiges Holz. Wir können ruhig schlafen". Und da die Sonne heiß vom brannte und sie alle müde waren, legten sie sich am Ufer des Sees hin und schliefen ein. Als dies geschehen war, kam Manabozho aus dem Baumstumpf hervor, ergriff seinen Bogen und Pfeil und erschoß den Schlangenkönig sowie drei von dessen Söhnen. Doch da erwachten die übrigen Schlangen, sie schrien: "Wehe! Manabozho ist da, er tötet uns"! Und sie krochen eilig ins Wasser zurück.

Da erhoben alle Schlangen einen fürchterbaren Lärm, sie peitschten das Wasser auf, und einige von ihnen, die große Zauberer waren, holten ihre Beutel hervor, in denen ihre Zaubermittel waren, öffneten sie und streuten den ganzen Inhalt überall am Ufer, im Wald und sogar in der Luft aus.

Da wallte und wogte das Wasser empor und begann zu steigen. Wolken zogen am Himmel auf, und bald rauschte der Regen in Strömen auf die Erde herab. Immer mehr bedeckte das Wasser die Erde, und zuletzt stand alles unter Wasser. Manabozho war geflüchtet und sprang in großer Angst von einem Berg zum anderen, doch das Wasser war allerorts und verfolgte ihm gleichsam. Zuletzt rettete er sich auf einen hohen Berggipfel, aber auch diesen überstieg bald die Flut. Es wuchs jedoch ein hoher Thuja auf der Spitze des Berges, diesen erkletterte Manabozho, doch das Wasser erreichte ihn auch dort, es stieg bis zu seinem Gürtel, seinen Schultern, seinem Mund, doch da stand es mit einem Male still, wahrscheinlich weil die Schlangen glaubten, der Schamane müsse längst ertrunken sein.

Der arme Schamane blieb auf der Spitze des Thuja sitzen, und das Wasser umflutete ihn; fünf Tage und fünf Nächte lang mußte er dies aushalten, und er dachte verzweifelt darüber nach, wie er sich aus dieser schrecklichen Lage befreien könne. Am sechsten Tag kam ein Eistauchervogel auf dem Wasser dahergeschwommen. Da rief Manabozho ihm zu: "Bruder Eistaucher, Tauch doch bitte einmal auf den Grund und sieh nach, ob die Erde, auf der wir leben, noch zu finden ist oder ob sie schon ganz untergegangen ist". Der Eistaucher tat so und tauchte hinab, er versuchte es mehrere Male doch immer wieder vergebens, denn er kam nicht tief genug und meldete endlich dem Manabozho, daß er die Erde nicht zu Finden vermöchte. Manabozho wollte schier verzagen, da sah er am nächsten Tag, wie eine kleine Moschusratte an seinem Sitz auf dem Thuja im Wasser vorrübertrieb. Er ergriff das kleine Tier, und sah, daß es schon ganz starr war, er wärmte es mit seiner Hand und dem warmen Atem seines Mundes. Da wurde die Moschusratte wieder lebendig, und er sprach zu ihr: "Mein kleiner Bruder. Du weißt wohl, daß du und ich nicht ohne die Erde leben können. Tauch doch bitte ins Wasser hinab und sieh zu, ob du mir nicht ein kleines Erdstück heraufbringen kannst. Es brauch nicht groß zu sein, ein paar Sandkörnchen genügen mir, um etwas damit anzufangen". Die Moschusratte tauchte in die tiefe, und es dauerte sehr lange, bis sie wieder zum Vorschein kam - leblos trieb sie auf dem Wasser dahin. Manabozho ergriff das kleine Tier und untersuchte dessen Pfoten. dabei fand er in der einen Pfote einige Körnchen Sand. Er nahm die Sandkörner der Moschusratte aus den Pfoten, trocknete sie in der Hand an der Sonne und zerstreute sie dann im Wasser; und, o Wunder, da, wo sie hinfielen, blieben sie liegen, schwammen umher, wuchsen mehr und mehr und wurden zu Inseln, und indem sich die kleineren Inseln aneinanderschlossen, wurden immer größere Inseln daraus. Da gelang es dem Schamanen, von seinem Thuja auf eine dieser Inseln zu springen. Auf dieser fuhr er dann wie auf einem Floß auf dem Wasser und half den kleineren Inseln, sich zu vergrößern, ja zu ganzen Kontinenten zu vereinigen.

Darauf begab er sich überall hin, um die zerstörte Natur wiederherzustellen. Auf diesem Wege fand er an einzelnen Stellen kleine Wurzeln und Pflanzen, die das Wasser ans Ufer trieb. Diese pflanzte er in den Boden, und aus ihnen wuchsen Pflanzen und Kräuter, Strauch und Baum hervor. Manabozho fand eine Menge Tiere am Strand, die das Wasser anspülte, diese zog er ans Land und erweckte sie zu neuem Leben dadurch, daß er sie anblies, denn er war ein großer Schamane. Er sprach zu ihnen: "Gehe jeder an seinen Ort", und dies taten sie, die Vögel flogen auf die Bäume und bauten dort ihre Nester, die Fische und Biber gingen in die Seen und Flüsse, die Bären, Wölfe, Füchse und andere blieben auf dem Land.

Manabozho nahm sich eine lange Schnur, überall ging er mit dieser umher, um alles auszumessen. Die Länge der Flüsse, die Tiefe der Seen, die Höhe der Berge und den Umfang der Länder maß er auf diese Weise und sah zu, daß alles recht in Ordnung war. So wurde nach der großen Flut Magira aufs neue von Manabozho hergerichtet.

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